Igel pflegen
Verpflichtungen und Voraussetzungen Wer einen Igel aufnimmt, muss sich von vornherein im Klaren sein, welche Verpflichtungen damit verbunden sind. Fragen Sie sich und antworten Sie ehrlich. Mitleid und Tierliebe sind wertvoll, jedoch als alleiniges Entscheidungskriterium schlechte Ratgeber.
- Bin ich bereit, Geld für Tierarzt und Medikamente sowie für die Unterbringung und Nahrung auszugeben?
- Habe ich genügend Zeit für das Tier bezogen auf artgerechte Ernährung, Haltung und Pflege?
- Steht mir ausreichend Wohn- und Lebensraum zur Unterbringung zur Verfügung?
Außerdem sollte man nicht nur diese drei Fragen mit „Ja“ beantworten können, sondern auch umfassende Sachkenntnisse über diese Tierart haben – oder sich diese aneignen.
Das Gehege
Der Igel sollte genügend Auslauf haben, mindestens 0,5 besser 1 Quadratmeter. Die Wände des Auslaufgeheges müssen mindestens 45 cm hoch sein und eine glatte Oberfläche besitzen, denn Igel können gut klettern. Der Boden des Geheges sollte abwaschbar sein. Er wird mit mindestens drei Lagen Zeitungspapier ausgelegt. Bitte benutzen Sie hierfür keine Werbebeilagen, da diese nicht saugfähig sind und der Igel darauf nicht besonders gut laufen kann.
In das Gehege stellt man ein Igelhaus (falls vorhanden) oder einen Karton in einer Größe von ca. 30 x 30 x 25 cm auf und schneidet einen Eingang mit 10 x 10 cm aus. In den Karton legt man zerrissenes und geknülltes Zeitungspapier. Reißen Sie die Zeitung in Längsrichtung in ca. 2 bis 3 cm breite Streifen und zerknüllen Sie es. Der Raum sollte ruhig und gut zu lüften sein. Die Raumtemperatur sollte ständig 18–22°C betragen. Sind mehrere Igel aufgenommen und zu versorgen, ist es zum Zwecke der Behandlung mit Medikamenten wichtig, diese getrennt unterzubringen. Das Gehege sollte jeden Tag gründlich gereinigt und der Raum gut gelüftet werden.
Pflegezubehör
Für die Igelpflege sollte man bestimmte Artikel im Haus bereit haben:
- Wärmflasche/Babywärmflasche und/oder Reptilienheizmatte
- Handtücher und Zeitungen
- Pipetten und Spritzen, Pinzetten (spitz und abgerundet)
- Verschiedene Näpfe, am besten aus voll glasierter Keramik. Diese sind standfest, wasserdicht und gut zu reinigen.
- verschiedene Sorten Katzennassfutter
z.B. a/d Canine Feline (Hills), Animonda Carny oder MACs - Nahrungsergänzungsmittel wie ReConvales Tonikum
- Fencheltee
- Spritze mit Sauger (s. Bild), Haushaltswaage und HandschuheWelpenaufzuchtmilch – wir empfehlen: Esbilac oder Royal Canin Babydog Milk, bei beiden muss für Igel Lactase zugegeben werden, wir empfehlen „Lactrase 1500“.

Gewichtskontrolle und Pflegeprotokoll Jungigel sollte man täglich wiegen, größere Igel alle 2 bis 3 Tage.
Gewicht und die Verabreichung von Medikamenten sollten täglich mit Datum und allen Details zu den Medikamenten in eine Liste notiert werden. Hinzufügen kann man auch kurze Anmerkungen über Befinden und Verhalten des Pfleglings.


Der Igel und Ektoparasiten: Entfernen von Zecken, Flöhen, Schuppen, Milben, Pilz …
Igel bringen immer Flöhe und Zecken mit. Ektoparasiten (Außenparasiten) wie z.B. Flöhe, Zecken, Milben und Fliegeneier (Maden) können dem Igel sehr gefährlich werden und sind häufig auch Krankheitsüberträger. Daher sollten diese umgehend entfernt werden. Ein hoher Befall an Ektoparasiten kann zum Tod des Igels führen.
Entfernung von Flöhen
Dazu benötigt man eine Schüssel und eine Zahnbürste. In die Schüssel wird Wasser gefüllt und der Igel darüber gehalten. Mit der Zahnbürste den Igel mehrmals über die Stacheln bürsten, die Flöhe fallen ins Wasser und ertrinken nach kurzer Zeit. Igelflöhe (Archaeopsylla erinacei) sind spezifisch und bleiben daher nicht lange auf Mensch, Hund oder Katze. Sollte sich doch mal ein Igelfloh „verlaufen“, wird er ohne seine Spezies Igel nicht lange überleben, da er sich nur von Igelblut ernähren und vermehren kann. Durch die tägliche Reinigung des Igelhauses und des Geheges ist es mit den Flöhen und Zecken nach ein paar Tagen erledigt. Den Igel bitte nicht baden!
Entfernung von Zecken
Mit einer abgewinkelten Pinzette (siehe Bild oben) werden Zecken vom Igel entfernt. Wichtig ist ebenfalls, im Igelhaus und -gehege alle Zecken zu beseitigen.
Maden, Milben und Pilz
Ist der Igel damit befallen, bitte die Fliegeneier umgehend mit einer kleinen Bürste beseitigen und die Maden mit der Pinzette ablesen. Weitere Maßnahmen sind unumgänglich! Dazu wenden Sie sich umgehend an einen erfahrenen Igelpfleger. Igel werden nur in diesen Ausnahmefällen (bei Milben- und/oder Pilzbefall) mit einem speziellen Badezusatz gebadet und das gehört in erfahrene Hände!



Der Igel und Endoparasiten
Igel leiden auch häufig unter dem Befall von verschiedenen Innenparasiten (Endoparasiten). Lungen-, Darmhaar- und Lungenhaarwürmer sind die am häufigsten vorkommenden Arten beim Igel. Auch der Igelsaugwurm, Igelbandwurm und der Hakenwurm sowie der gefährlicheKratzer sindParasiten, die den Igel in kürzester Zeit töten können.
Um festzustellen, welche Innenparasiten der Igel hat und wie hoch der Befall ist, muss eine parasitologische Untersuchung des Kots gemacht werden. Dazu werden an drei Tagen Kotproben genommen, im Kotröhrchen gesammelt und in ein Labor geschickt (z.B. Laboklin). Nach dem Ergebnis werden dann enstprechende Medikamente von einem erfahrenen Igelpfleger oder Tierarzt verabreicht.
Erbrechen, Durchfall und Nahrungsverweigerung?!
Ein hoher Befall an Innenparasiten kann innerhalb weniger Stunden den Tod für den Igel bedeuten. In diesem Fall dauert die Einsendung der Kotprobe/n in ein Labor bis zum Erhalt des Ergebnisses viel zu lange. Bitte wenden Sie sich bei einem geschwächten, abgemagerten Igel mit Durchfall oder Erbrechen und wenn er das Futter verweigert, UMGEHEND an einen erfahrenen Igelpfleger. Dort werden kompetente Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet und der Igel notversorgt.



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