Igel pflegen

Verpflichtungen und Voraussetzungen
Wer einen Igel aufnimmt, muss sich von vornherein im Klaren sein, welche Verpflichtungen damit verbunden sind. Fragen Sie sich und antworten Sie ehrlich. Mitleid und Tierliebe sind wertvoll, jedoch als alleiniges Entscheidungskriterium schlechte Ratgeber.

  1. Bin ich bereit, Geld für Tierarzt und Medikamente sowie für die Unterbringung und Nahrung auszugeben?
  2.  Habe ich genügend Zeit für das Tier bezogen auf artgerechte Ernährung, Haltung und Pflege?
  3. Steht mir ausreichend Wohn- und Lebensraum zur Unterbringung zur Verfügung?

Außerdem sollte man nicht nur diese drei Fragen mit „Ja“ beantworten können, sondern auch umfassende Sachkenntnisse über diese Tierart haben – oder
sich diese aneignen.

Unterbringung des Igels in einer Pflegebox

Die Wände der Box müssen mindestens 45 cm hoch sein und eine glatte Oberfläche besitzen, denn Igel können gut klettern. Der Igel sollte seiner Größe entsprechend Auslauf haben, kleine Igel ca. 0,5 qm, große Igel ca. 1qm. Der Boden der Box sollte abwaschbar sein und wird mit mindestens drei Lagen Zeitungspapier ausgelegt. Bitte benutzen Sie hierfür keine Werbebeilagen, da diese nicht saugfähig sind und der Igel darauf nicht gut laufen kann. In die Box
stellt man ein „Schlafhaus“ (falls vorhanden) oder einen Karton in einer Größe von ca. 35 x 25 x 20 cm auf und schneidet einen Eingang mit 10 x 10 cm aus.
In Box oder Karton legt man zerrissenes und geknülltes Zeitungspapier. Reißen Sie die Zeitung in Längsrichtung in schmale Streifen und zerknüllen Sie diese etwas. Bei verletzten Igeln sollte das Schafhaus mit einem Handtuch ausgelegt werden.

Der Raum sollte ruhig und gut zu lüften sein, die Raumtemperatur ständig 18–22°C betragen.
Sind mehrere Igel aufgenommen und zu versorgen, ist es zum Zwecke der Behandlung mit Medikamenten wichtig, sie getrennt unterzubringen. Die Box muss jeden Tag gründlich gereinigt, Zeitung und/oder Handtücher gewechselt werden.

 

Pflegezubehör
Für die Igelpflege sollte man bestimmte Artikel im Haus vorrätig haben:

  • Wärmflasche/Babywärmflasche und/oder Reptilienheizmatte
  • Handtücher und Zeitungen
  • Pipetten und Spritzen, Pinzetten (spitz und abgerundet)
  • Verschiedene Näpfe, am besten aus vollglasierter Keramik. Diese sind standfest, wasserdicht und gut zu reinigen.
  • verschiedene Sorten Katzennassfutter, z.B. Hill‘s Prescription Diet a/d Urgent Care mit Huhn, Animonda Carny oder MACs
  • Nahrungsergänzungsmittel wie ReConvales Tonikum
  • Fencheltee
  • Spritze mit Sauger (siehe Bild rechts), Haushaltswaage und Handschuhe
  • Welpenaufzuchtmilch, wir empfehlen: Royal Canin Babydog Milk und Farm Food No. 1 Welpen- und Kittenmilch (es muss für Igel Lactose zugegeben werden, wir empfehlen ‚Lactrase 1500‘).
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Igelbox mit Futter, Wasser und „Schlafhaus“.

Gewichtskontrolle und Pflegeprotokoll

Jungigel sollte man täglich wiegen, größere Igel alle 2 bis 3 Tage. Gewicht und die Verabreichung von Medikamenten sollten täglich mit Datum und allen Details zu den Medikamenten in einer Liste notiert werden. Hinzufügen kann man auch kurze Anmerkungen über Befinden und Verhalten des Pfleglings.

Utensilien, die man zur Igelpflege benötigt.
Miracle-Nippel, Sauger mit Spritze: zum Aufziehen von Igelsäuglingen, zur Zwangsfütterung und zum Eingeben von Medikamenten.

Der Igel und Ektoparasiten: Entfernen von Zecken, Flöhen, Milben, Pilz …
Igel bringen immer Flöhe und Zecken mit. Ektoparasiten (Außenparasiten) wie z.B. Flöhe, Zecken, Milben und Fliegeneier (Maden) können dem Igel sehr gefährlich werden und sind häufig auch Krankheitsüberträger. Daher sollten diese umgehend entfernt werden. Ein  hoher Befall an Ektoparasiten kann zum Tod des Igels führen.

Enfernung von Flöhen
Dazu benötigt man eine Schüssel und eine Zahnbürste. In die Schüssel wird Wasser gefüllt und der Igel darüber gehalten. Mit der Zahnbürste den Igel mehrmals über die Stacheln bürsten, die Flöhe fallen ins Wasser und ertrinken nach kurzer Zeit. Igelflöhe (Archaeopsylla erinacei) sind spezifisch und bleiben daher nicht lange auf Mensch, Hund oder Katze. Sollte sich doch mal ein Igelfloh ‚verlaufen‘, wird er ohne seine Spezies Igel nicht lange überleben, da er sich nur von Igelblut ernähren und vermehren kann. Durch die tägliche Reinigung des Igelhauses und des Geheges ist es mit den Flöhen und Zecken nach ein paar Tagen erledigt. Den Igel bitte nicht baden! Niemals SPOT-ON Präparate anwenden!

Enfernung von Zecken
Mit einer abgewinkelten Pinzette werden Zecken vom Igel entfernt. Wichtig ist ebenfalls, im Igelhaus und -gehege alle Zecken zu beseitigen.

Fliegeneier, Maden, Milben und Pilz
Ist der Igel damit befallen, bitte die Fliegeneier umgehend mit einer kleinen Bürste beseitigen und die Maden mit der Pinzette ablesen. Weitere Maßnahmen sind unumgänglich! Dazu wenden Sie sich umgehend an einen erfahrenen Igelpfleger. Igel werden nur in diesen Ausnahmefällen (bei Milben- und/oder Pilzbefall) mit einem speziellen Badezusatz gebadet und das gehört in erfahrene Hände!

Ein von Zecken übersäter Igel braucht dringend Hilfe. Aber immer ohne Chemie!
Entfernung von Flöhen mit Zahnbürste.
Igel mit Maden im Ohr, die sich aus den dort abgelegten Fliegeneiern entwickelt haben.


Der
Igel und Endoparasiten
Igel leiden auch häufig unter dem Befall von verschiedenen Innenparasiten (Endoparasiten). Lungen-, Darmhaar- und Lungenhaarwürmer sind die am häufigsten vorkommenden Arten beim Igel. Auch der Igelsaugwurm, Igelbandwurm und der Hakenwurm sowie der gefährliche Kratzer sind Parasiten, die den Igel in kürzester Zeit töten können.

Um festzustellen, welche Innenparasiten der Igel hat und wie hoch der Befall ist, muss eine parasitologische Untersuchung des Kots gemacht werden. Dazu werden an drei Tagen Kotproben genommen, im Kotröhrchen gesammelt und in ein Labor geschickt (z.B. Laboklin). Nach dem Ergebnis werden dann enstprechende Medikamente von einem erfahrenen Igelpfleger oder Tierarzt verabreicht.

Erbrechen, Durchfall und Nahrungsverweigerung?!

Ein hoher Befall an Innenparasiten kann innerhalb weniger Stunden den Tod für den Igel bedeuten. In diesem Fall dauert die Einsendung der Kotprobe/n in ein Labor bis zum Erhalt des Ergebnisses viel zu lange. Bitte wenden Sie sich bei einem geschwächten, abgemagerten Igel mit Durchfall oder Erbrechen und wenn er das Futter verweigert, UMGEHEND an einen erfahrenen Igelpfleger. Dort werden kompetente Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet und der Igel notversorgt.

Parasitologische Untersuchung mit dem Mikroskop
Lungenhaarwurmeier und Darmhaarwurmeier
Lungenwurmlarve