Igel auswildern

Zurück in die Natur – das Ziel jeder Pflege von Wildtieren
Wenn ein Igel längere Zeit in Pflege war, sollte man vor der Auswilderung seine Fußnägel schneiden. Igel neigen dazu, in Gefangenschaft lange Krallen zu bekommen, da sie diese nicht abnutzen können.  Zu beachten ist, dass nur die hohlen Krallenspitzen geschnitten und keinesfalls die Blutgefäße verletzt werden!

„Zwischenstation“ Freigehege für von Hand aufgezogene Igel
Igelbabies, die man selbst aufgezogen hat, sollten vor der Auswilderung in einem Gehege mit Schlafhaus und Futterstelle im Freien untergebracht werden. Dies gilt insbesondere für Igelbabies, die bei Aufnahme noch Augen und Ohren geschlossen hatten. Sie müssen erst lernen, sich selber zu versorgen und die neue Umgebung ‚erkunden‘.  Das Gehege ist oben mit Maschendraht abzudecken, denn es gibt auch Feinde aus der Luft. Nach ø 2  Wochen wird das Gehege geöffnet, um den Igel in die Freiheit zu entlassen. Der Zugang zum Gehege sollte noch ca. 3 Wochen zur Verfügung stehen und weitere Zufütterung gewährleistet sein. Zudem empfehlen wir aufgrund des Rückgangs der natürlichen Nahrungsquellen der Igel grundsätzlich eine ganzjährige Zufütterung.

Problemlos auswildern
Jungigel, die im Spätherbst gefunden werden und schon Erfahrung mit der Nahrungssuche hatten, können im Frühjahr (Ende April/Anfang Mai) nach der betreuten Überwinterung problemlos ausgewildert werden. Selbstverständlich müssen Gewicht und Gesundheitszustand überprüft werden und in Ordnung sein. Nachts sollte es nicht mehr kühl oder gar frostig sein, Vege¬tation wie Hecken, Büsche und Frühblüher bereits ergrünt … Dasselbe gilt natürlich auch für erwachsene Igel, die im Rahmen ihrer Pflege betreut überwintert wurden.

Vor der Auswilderung sind gegebenfalls die Nägel zu schneiden.
Ein abgeschlossenes Freigehege für von Hand aufgezogene Igel, um sie hier auf das Leben in freier Natur vorzubereiten.

WICHTIG: der Ort der Auswilderung!
Ein Igel, der am Straßenrand oder in einer Stadt gefunden wurde, wird dort NICHT wieder ausgewildert. War der Fundort igel-geeignet, so kann der Igel wieder zurückgebracht werden. Igel sind reviertreu und haben ein gutes Ortsgedächtnis. Ist die Rückführung nicht möglich, muss ein igelfreundlicher neuer Lebensraum gesucht werden. Es sollten ausreichend Hecken, Büsche, Reisighaufen, Blumenwiesen, Holzstapel, … vorhanden sein, sowie gefahrlos zugängliche Wasserquellen. Geeignet sind ruhige ländliche Gebiete, wie zB. naturbelassene Gärten oder ökologische Bauernhöfe. Niemals Wald oder abgeschlossene Areale.

In einem igelfreundlichen Garten wird der Igel in der Abenddämmerung in (s)einem Schlafhaus (oder -karton) unter einem Strauch, gut mit Laub/Reisig geschützt, ausgewildert. Eine Futterstelle mit Wasser und Futter, die noch mehrere Wochen täglich gereinigt und in den Abendstunden neu befüllt wird, gehört dazu. So ist sichergestellt, dass der Igel im neuen Revier ausreichend versorgt ist und Zeit hat, sich zurechtzufinden. Kommt der Igel über längere Zeit nicht wieder, stellt man die Fütterung ein.

Abschied nehmen
Jeder Igelpfleger weiß, wie man sich fühlt, wenn man ein Igelkind zwei bis drei Monate in Pflege hatte und es dann im Frühjahr in die Freiheit entlassen muss. Damals ein kleines Häufchen Elend, heute ein gesunder runder Igel. Der Igel schaut uns mit seinen Kulleraugen an und uns ist klar, es ist vielleicht ein Abschied für immer. Die Sorgen und Ängste um ihn haben uns die letzten Monate viel Mühe und Nerven gekostet und nun ist es soweit, den jetzt stattlichen Igel in die Freiheit zu entlassen.

Vorbereitung auf die Auswilderung.
Igelhaus im Garten mit Abdeckung aus Zweigen und Laub.
Abschied nehmen.