Gefahren rund um Haus und Garten
Mähroboter und Rasentrimmer – tödliche Gefahr für Igel & Co.
Fast lautlos bewegen sich Mähroboter mit scharfen Klingen über Rasen und Wiese und richten dabei erheblichen Schaden an. Kleine Lebewesen wie Insekten, Käfer und größere Tiere werden verletzt oder gar getötet. In den Monaten Juli bis Oktober, wenn Igelkinder auch tagsüber umher laufen, um die Welt zu erkunden, sind sie dieser Gefahr schutzlos ausgeliefert. Auch Igelsäuglinge, die ihr Nest verlassen, weil ihre Mutter nicht zurückkehrte, kriechen tagsüber hilfesuchend umher. Wird dort ein Mähroboter betrieben, ist das für diese Tiere der sichere Tod. Nähert sich ein Mähroboter, laufen Igel nicht davon, denn Igel sind keine Fluchttiere. Bei Gefahr rollt sich der Igel ein – aber ein Mähroboter weicht nicht aus oder stoppt vor dieser Art Hindernis! Mähroboter fahren gegen und über die Igel und verletzen sie lebensgefährlich. Kopfverletzungen mit tiefen Schnittwunden sowie schwer verletzte oder abgetrennte Vorderbeine sind die Folge.
Der Trend zum Mähroboter zeigt sich aktuell in den massiv ansteigenden Fällen verletzter Igel, die in Tierarztpraxen behandelt oder eingeschläfert werden müssen. Verletzte Tiere, die nicht gefunden werden, verkriechen sich und leiden stumm. Die durch Mähroboter verursachten Verletzungen entzünden sich schnell und locken Fliegen an, die ihre Eier auf den Wunden ablegen. Daraus schlüpfen in kürzester Zeit Maden, die das Tier bei lebendigem Leibe auffressen – ein qualvoller Tod!
Vor allem im Herbst, wenn die Blätter von den Bäumen fallen, ist für viele Aufräumzeit im Garten. Die Bäume und Hecken werden verschnitten und Rasentrimmer, Laubbläser und Heckenscheren kommen nochmals verstärkt zum Einsatz. Komposthaufen werden mit Heugabeln umgeschichtet oder abgetragen. Durch diese Aufräumarbeiten werden Igel aus ihren Quartieren geweckt, verscheucht oder gar verletzt. Bei dadurch verursachten Verletzungen kommt meist jede Hilfe zu spät. Die meisten Igel können nur noch eingeschläfert werden oder sterben an ihren Verletzungen.
Rasentrimmer werden hauptsächlich für höheres Gras oder unter Büschen verwendet. Diese Geräte sind für Igel ebenfalls besonders gefährlich, da sie unter Büschen oder im hohen Gras liegen, um dort zu schlafen. Aber auch hier wird der Igel nicht durch den höllischen Lärm geweckt und flüchtet, sondern er bleibt im Versteck liegen und rollt sich ein, um sich zu schützen. Es gibt keine Chance für diese nützlichen Tiere, die von diesen Geräten erfasst werden.
Jeder verantwortungsvolle Gartenbesitzer schaut genau hin und prüft vor den anstehenden Arbeiten unter Büschen und im hohen Gras, ob sich dort vielleicht ein Igelnest befindet. Mähroboter sollten nicht unbeaufsichtigt über die Wiesen fahren und ein Nachtfahrverbot wäre mehr als sinnvoll, um die Tiere vor unsäglichem Leid zu bewahren.
Zäune und andere Begrenzungen
Heutzutage ist es normal, dass viele Grundstücke mit Zäunen aus Maschendraht abgesichert sind. Diese Zäune können dem Igel sehr gefährlich werden. Igel laufen manchmal eine Strecke von ca. drei Fußballfeldern ab und stoßen dabei nicht selten auf diese Hürden, die sie bewältigen möchten. Sie suchen verzweifelt nach einem Ein- oder Ausgang und versuchen, sich entweder durch große Maschendrähte hindurchzuzwängen oder an kleinen Maschendrähten hochzuklettern. Beide Varianten sind für den Igel eine erhebliche Gefahrenquelle. Bleibt der Igel im Maschendraht stecken, ist er verloren, falls er nicht befreit wird. Stürzt der Igel ab, kann er sich schwere Verletzungen zuziehen.
Besonders gefährlich sind elektrische Weidenetze oder -zäune: bleibt ein Igel hier hängen, bedeutet das meist den sicheren Tod.
Holzzäune, die nicht bis ganz auf den Boden reichen, sind für Igel durchgängig und ungefährlich. Auch Hecken, Buchs und Thuja sind grüne und igelfreundliche Alternativen zur Einfassung eines Grundstücks.
Gartenteiche
Gartenteiche haben einen großen Nutzen für Tiere und sind eine Bereicherung für die Natur. Es werden neue Lebensräume für Tiere geschaffen. Doch es gibt auch Gefahren. Vor allem für den Igel besteht die Gefahr, dass er hinein fällt und ertrinkt. Teiche mit steil abfallenden Ufern werden zur tödlichen Falle. Der Igel ist kein besonders guter Schwimmer und kann wegen seiner geringen Ausdauer nur kurze Strecken schwimmen.
SCHUTZ VOR ERTRINKEN
- die Uferzonen des Teiches sollten flach abfallend und begehbar gestaltet sein,
- ein Brett oder Ast sollte als Notausstieg angebracht werden.
Licht- und Kellerschächte, Gruben und Treppen
Sind Kellerschächte oder Gruben ungesichert oder nicht abgedeckt, können Tiere wie der Igel hinein fallen und finden nicht mehr hinaus. Werden diese Tiere nicht rechtzeitig entdeckt, verdursten und verhungern sie oder sie sterben an Verletzungen, die sie sich beim Absturz zugezogen haben. Kellerschächte und Gruben sollten abgedeckt oder mit einer Ausstiegshilfe versehen werden. Auch auf steile oder hohe Treppen, kann man beispielsweise ein Brett oder pro Stufe einen Ziegelstein legen, damit der Igel dort hinauf laufen kann.
Schneckenkorn, Insektizide, Herbizide, Fungizide, …
Wo sind die Insekten hin, wo sind sie geblieben?
Als Kinder lagen wir oft in einer blühenden Wiese und lauschten dem Summen der Insekten und dem Zwitschern der Vögel. Frontscheibe und Scheinwerfer am Auto waren selbst bei einer kurzen Fahrt voller Insekten. Ist das heute noch so? Insektenstiche werden zur Qual und immer mehr Menschen sind allergisch und müssen dann ärztlich behandelt werden. Gab es das früher auch?
Muss das wirklich sein?
Schneckenkorn gegen Schnecken? Insektizide gegen Läuse, Käfer, Spinnen, Mücken? Herbizide gegen Unkraut und störende Pflanzen? Fungizide gegen Pilze und Sporen? Es gibt immer weniger Insekten in Wald, Wiesen und Gärten. Jedes Jahr im Frühling werden Unkraut und sogenannten „Schädlingen“ mit Giften den Garaus gemacht und damit Umwelt und Natur massiv geschädigt. Bienen, Igel und andere Nützlinge werden vernichtet und finden keine Nahrung mehr. Der Igel lebt von Insekten: Käfer, Würmer, Tausendfüßler, Ohrenkriecher, Insektenlarven, Spinnen, Falter, Asseln, Wanzen – und auch Schnecken – stehen auf seinem Speiseplan. Durch Schneckenkorn vergiftete Schnecken können schwere Erkrankungen auslösen und nicht nur beim Igel zum Tod führen.
Müll und Gelbe Säcke
Neugier und Hunger wird zur Todesfalle
Igel sind sehr neugierige Tiere und in den Zeiten der Hungersnot frisst der Igel alles, was er so finden kann. Gerade in achtlos weggeworfene Müllsäcke kriecht er hinein, aber findet meistens nicht mehr hinaus. Der Igel muss qualvoll ersticken. Auch Dosen oder Pappbecher können dem Igel sehr gefährlich werden. Der Igel wird durch den Geruch der Speisereste angezogen und kriecht in Dose oder Becher hinein. Versucht der Igel dann, wieder rückwärts herauszukriechen, bleibt er in der Dose oder dem Becher stecken und muss verhungern und verdursten.
Für den einen ist es eine Verständlichkeit, dass Müll nicht auf die Straße gehört. Für andere eine billige Variante, Müll loszuwerden und diesen bedenkenlos in Wald oder Wiesen auszuschütten. Wer sich seinem Müll so entledigt, sollte angezeigt werden.
Sonstiger Müll wie z.B. Zigarettenkippen und Plastikabfälle sind ebenfalls eine Bedrohung für diese Tiere. Frisst der Igel solchen Müll, kann das den Tod für den Igel bedeuten.
Motoröle, Benzin sowie andere Schad- und Giftstoffe dürfen nicht frei zugänglich oder draußen gelagert werden, so dass der Igel damit in Berührung kommen kann. Igel putzen sich genau wie Katzen, zwar nicht so häufig aber auch intensiv. Dabei besteht die Gefahr, dass sie diese Materialien wie Öle, Benzin usw. aufnehmen und sich vergiften. Auch Verätzungen an Glied maßen sowie an den Schleimhäuten im Maulbereich sind die Folge.
Funken- und Osterfeuer
Jedes Jahr werden zu diesen Veranstaltungen riesige Holzhaufen aufgestapelt und das schon mehrere Tage bevor die Veranstaltung beginnt. Viele Tiere, auch der Igel, suchen dort Schutz oder bauen sich im Inneren des Stapels ein Schlaflager. Dasselbe gilt natürlich auch für Kleingärtner, die Holz ansammeln und dieses dann verbrennen. Verlassen die Tiere nicht rechtzeitig die künstlich angelegten Holzhaufen, werden sie bei lebendigem Leibe verbrannt.
Weitere Gefahren
Netze, Nägel, Seile, Schnüre, Regentonnen, Lebendfallen, Marderfallen, …
Baumnetze oder auch Netze, die auf Beete gelegt werden, können zur tödlichen Falle für Igel werden. Die Netze werden meistens auf Obstbüschen oder -bäumen angebracht und bedeuten nicht nur für Vögel jeglicher Art eine Gefahr sondern auch für den Igel. Hängen die Netze bis zur Erde, kann der Igel sich darin verfangen und sich nicht mehr selbst befreien. Schnittwunden, Prellungen, abgeschnürte Beine sind nur einige Verletzungen, die der Igel sich dabei zufügen kann. Das betrifft ebenfalls Seile und Schnüre jeglicher Art. Auch spitze Gegenstände wie Nägel, Glasscherben sind Gefahrenquellen für Tier und Mensch. Jede offene Verletzung bedeutet eine Entzündung durch Viren und Bakterien. Solche Verletzungen werden von Fliegen oft auch zur Eiablage benutzt, was in kürzester Zeit den Tod für den Igel bedeutet.
Nicht abgedeckte Regentonnen, das heißt solche, die keine glatte Außenfläche sowie eine Höhe von mindestens 60 cm haben, stellen für alle Tiere eine erhebliche Gefahr dar. Igel können sehr gut klettern und in Wasserbehälter hineinfallen und ertrinken.
Auch Garagen sind immer wieder Zufluchtsorte für Igel. Steht ein Garagentor in der Dämmerung offen, ist das eine Einladung für den Igel, dort sein Schlafplatz einzurichten. Da allerdings die Garagen in der Nacht meistens geschlossen sind und der Igel nachtaktiv ist, hat er dann keine Möglichkeit, auf Futtersuche zu gehen. Bleibt der Igel unentdeckt, ist er gefangen und wird verdursten und verhungern.
Schrebergärten sind ein Paradies für Igel, denn dort gibt es keine befahrenen Straßen, wenig Lärm und viel Nahrung in den Sommermonaten. Doch was ist mit den Wintermonaten? Im Herbst wird der Schrebergarten winterfest gemacht und erst im Frühjahr wieder besucht. In dieser Zeit können hilfesuchende Igel umher laufen, werden aber leider nicht gefunden. Auch kann es passieren, dass Igel im Gartenhaus oder Schuppen eingesperrt werden. Darauf sollte man als Gartenbesitzer ein Auge haben, bevor man seine Hütte abschließt. Einfach vorher nochmals gründlich nachschauen, ob sich ein Igel eingenistet hat.
Bevor Sie einen Marder, der an ihren Autokabeln Gefallen findet, mit einer Falle fangen, sollten bereits alle Alternativen zur Abwehr des Nagetiers versagt haben. In jedem Fall muss eine Marderfalle tierschutzgerecht sein. Bitten Sie hierzu einen Profi um Rat. Nicht nur, dass auch Igel in diese Kastenfallen gehen, zu beachten sind auch die Schutzzeiten der Tiere.
Hund und Katze: Freund oder Feind?
Der Hund kann gefährlicher Feind, aber auch manchmal Lebensretter des Igels sein. Manche Hunde, aber auch Katzen, stöbern Igelnester auf, zerstören sie und töten die Jungen. Auch größere Igel können von Hunden verletzt oder getötet werden. Es gibt aber auch Hunde, die hilfebedürftige Igel finden und Herrchen oder Frauchen darauf aufmerksam machen. Es kommt wahrscheinlich auf Charakter und Erziehung des Hundes an, ob er den Igel als Jagdbeute oder als Freund betrachtet. Katzen können einem ausgewachsenen Igel nur selten gefährlich werden. Viele Katzen merken schnell, dass an so eine ‚Stachelkugel‘ kein Rankommen ist. Sie fressen manchmal sogar gemeinsam aus einem Futternapf. Ob Hund oder Katze: wer einmal die spitzen Stacheln des Igels zu spüren bekommen hat, wird es sich das nächste Mal überlegen, ob er ihm zu nahe kommt.
Mensch und Straßenverkehr
Immer mehr Straßen durchqueren ihre Reviere, Wälder werden abgeholzt und Gärten fein säuberlich aufgeräumt. Das alles geht leider nicht zu Gunsten der Igel und sie müssen um Ihr Überleben kämpfen. Sie finden keine Nahrung mehr und werden aus ihren Revieren vertrieben. Auf der Suche nach Futter und neuen Unterkünften werden auf Deutschlands Straßen jährlich ca. 1 Million Igel überfahren. Der Igel ist kein Fluchttier sondern rollt sich bei Gefahr zusammen. Auch wenn das Auto den Igel nicht berührt, wird er meist durch den Druck der Geschwindigkeit über die Fahrbahn geschleudert und bleibt dort verletzt liegen.
Bitte fahren Sie besonders in Dämmerung und Dunkelheit stets achtsam und konzentriert. Sollte es dennoch einmal passieren, dass Sie einen Igel oder ein anderes Wild- (oder Haustier) an- oder überfahren bzw. dass Sie einen Wildunfall sehen, fahren Sie nicht einfach weiter sondern kümmern Sie sich um das Tier (zum Tierarzt bringen/Polizei anrufen/Jagdpächter informieren, …)
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